Fuß- und Radwegbrücke über den Hauptbahnhof zum Neckarbogen, Heilbronn

Projektbeschreibung

Gestaltung

Die Brückenkonzeption muss sich einerseits in einem heterogenen "städtebaulichen" Umfeld behaupten, welches an den beiden Brückenköpfen nur begrenzte Spielräume zulässt und im Übrigen von den Gleisanlagen bestimmt wird, andererseits funktional die Verbindung zwischen Hauptbahnhof und neuem Stadtquartier Neckarbogen herstellen und darüber hinaus, nicht nur während der Bundesgartenschau, eine „Landmarke“ darstellen.

Deshalb kann dessen Entwurf und Gestaltung nicht nur statisch-konstruktiven und letztlich ingenieurtechnischen Prämissen folgen, sondern muss einen visuell-emotionalen Aspekt betonen, welcher die übergeordnete Bedeutung dieser Verbindung zu jeder Tages- und Jahreszeit herausstellt.

Das Ergebnis ist eine dynamische, transparente „Röhre“, welche sich auf ihre Länge über ihre notwendige Mindestdimensionierungen hinaus rhythmisch nach Höhe und Breite erweitert und auf diese Weise den langen Weg über die Brücke spürbar akzentuiert.

Brückentragwerk

Aus der Situation des Gleisfeldes ergibt sich ein rhythmisches Tragsystem mit Stützweiten von 4 x 34,50 m sowie 1 x 13,50 m und einer Gesamtlänge des Überbaus von 151,50 m. Den Brückenkopf an beiden Enden bildet ein Zugangsbauwerk mit einem behindertengerechten Personenaufzug und einer doppelläufigen Treppenanlage.

Der Überbau der Brücke mit einer Nutzbreite von 4,50 m und Aufweitungen bis zu 6,50 m ist als mehrfeldrige Balkenbrücke aus Stahl mit orthotroper Fahrbahnplatte konzipiert. Der Stahlquerschnitt ist als dreizelliger Hohlkasten mit einer ausgerundeter Unterseite ausgebildet.

Das Untergurtblech ist als Gesimsblech seitlich minimal 100 mm und maximal bis zu einer Brüstungshöhe von etwa 900 mm hochgezogen. Unterhalb der beiden Hauptstege sind Führungsnuten eingelassen, über welche der Längsverschub des Überbaus bei der Montage mittels Taktschiebe-Technik erfolgen kann.

Die Stützen passen sich mit ihrer Schlankheit den Zwängungen infolge Temperaturdehnungen an. Das Resultat ist ein wartungsarmes und nachhaltiges Brückentragwerk („integrale Bauweise“), welches ohne die Verwendung von Brückenlagern auskommt.

Einhausung

Die wetterschützende Einhausung der Röhre erfolgt mit schuppenartig verlegten Acryllamellen, welche eine gute Durchlüftung der Röhre ermöglichen und durch eine changierende Abfolge transparenter Einfärbungen in einer Grün-Gelb-Blau-Skala den Weg durch die Röhre bei Tag und Nacht zum Erlebnis machen. Der über somit über die gesamte Länge mit einem gedeckten, leichten Flächentragwerk eingehauste Steg wirkt durch die lokale Anordnung von Lochblechen zusätzlich als Fahrdrahtberührschutz.

Das Traggerüst der Röhre wird aus einem gleichmaschigen geodätischen Vierecks-Maschennetz mittels sich kreuzenden Flachstahlbändern gebildet. Die Schalenwirkung dieses stabilen Netzgerüsts erlaubt an den Brückenköpfen die Ausbildung eines bis zu 18 Meter weit auskragenden Wetterschutzdachs über der Freitreppe an den beiden Brückenköpfen.

Bauherr

Stadt Heilbronn

Planung

Mayr|Ludescher|Partner
mit
Auer Weber Architekten

Planungszeit

2014

Auszeichnungen

3. Preis im Wettbewerb (hinter zwei 2. Preisen)